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Die Laubholzplenterwälder
im Forstamt Mühlhausen

 
 

 
 




 
 

von Hubertus Biehl und Dirk Fritzlar, Mühlhausen (*).

 
 

Hinweis:

Bei diesem Text handelt es sich um einen Artikel aus der Forst und Holz, Heft 7⁄2003. Die genaue Quellenangabe finden Sie im Impressum.
Das Literaturverzeichnis kann auf Wunsch per e-mail zugeschickt werden. Nutzen Sie hierfür bitte das Kontaktformular.

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In einer naturnahen Waldwirtschaft gewinnen strukturreiche Waldaufbau- formen immer mehr an Bedeutung. Im Forstamtsbereich Mühlhausen stocken auf größerer Fläche ungleichaltrige Buchen- und Buchenmischbestände, die aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte von großem Interesse sind und als Beispiel einer echten Plenterung im Laubholz gelten. Es sind naturnahe Waldungen mit hohem Biotopwert, die auch betriebswirtschaftlich Vorteile für die Waldeigentümer bringen. Die waldbauliche Behandlung dieser Laubholzbestände ist nicht ganz unproblematisch und erfordert großes Einfühlungsvermögen der örtlichen Wirtschafter.
Auf den Höhenzügen Hainich, Dün und Hainleite sowie ihren vorgelagerten Gebieten am Rande des Thüringer Beckens stocken auf größerer Fläche ungleichaltrige Laubholzbestände, die im Wesentlichen der Betriebsform Plenterwald oder plenterartigen Waldaufbauformen zuzuordnen sind. Es handelt sich hierbei um die größten geschlossenen Laubholzplenterwald- gebiete Deutschlands, die nicht nur aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte von hohem Interesse sind, sondern auch als einziges Beispiel einer echten Plenterung im Laubholz gelten. Im Forstamt Mühlhausen nehmen Laubholzplenterwälder 4.450 ha, bzw. 45 % der Holzbodenfläche ein. Sie sind durch ihre Einmaligkeit bereits zum Anziehungspunkt vieler forstlicher Exkursionen geworden.




Landschaft mit Buchenwäldern im Herbst





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Standortsverhältnisse

Das Gebiet gehört zum Mitteldeutschen Trias-Berg- und Hügelland und erstreckt sich über eine Höhenlage von 350 bis 500 m ü.NN. Das Klima ist subatlantisch getönt. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt je nach Höhenlage 6,5 bis 8,0° C, und die durchschnittlichen Jahresniederschläge liegen zwischen 650 und 800 mm. Der Standort ist geprägt von Verwitterungsböden des Muschelkalkes und von einer häufig unterbrochenen Decke pleistozänen Lößlehms meist mittlerer Mächtigkeit. Die tonigen Decken der Kalksteinverwitterung sind der Terra fusca und der Braunerde-Terra fusca zuzuordnen. Sie sind von reicher Trophie. Auf den Lößlehmdecken sind Parabraunerden und Fahlerden gebildet, die dank der kräftigen Trophie und der guten Wasserspeicherkapazität sehr leistungsfähige Laubholzstandorte darstellen.




Die Blüte der Rotbuchee





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Eigentum und Entstehung

Die Waldungen liegen größtenteils in der Hand altrechtlicher Waldgenossen- und Interessentenschaften und sind auch eng verbunden mit der Geschichte dieser Eigentumsformen. Es sind Gemeinschaftswaldungen mit ideellen Anteilen, die bereits über Jahrhunderte hinweg bestehen und vermutlich ihren Ursprung in der ungeteilten Mark des ausgehenden Mittelalters haben.

Für den ursprünglich herrenlosen Wald bildete sich im Lauf der Zeit ein deutschrechtliches geteiltes Eigentum zwischen den ansässigen bäuerlichen Waldnutzern (umfas-sende Gebrauchsrechte) und der Grundherrschaft (obrigkeitliche Rechte) heraus. Beginnend im 18. Jahrhundert kam es in den Gemeinden zur so genannten "Schließung" des Kreises der Nutzungsberechtigten. Später zugezogene Einwohner erhielten keine Nutzungsrechte mehr. In diese Zeit fällt oft auch die nach langwieriger, reibungsreicher Auseinandersetzung endgültige Zusprechung des alleinigen Waldeigentums an die Gemeinschaften. Mit Ausnahme der Zeit der "einheitlichen Waldbewirtschaftung" der DDR haben die Gemeinschaften ihren Wald selbständig - lange Zeit mit eigenem Forstpersonal - bewirtschaftet.

Neben einer ungeregelten Plenterung wurde seinerzeit der Wald im Mittelwaldbetrieb bewirtschaftet. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wandte man sich infolge des sozioökonomischen Strukturwandels zunehmend der Nutzholzwirtschaft zu. Das waldbauliche Konzept bestand darin, verstärkt auf das kernwüchsige Oberholz zu wirtschaften und sich von der Unterholzausschlagwirtschaft zu lösen. Diese Eingriffe sollten Auslesecharakter haben und plenterwaldtypisch gleichzeitig Ernte-, Verjüngungs- und Erziehungs- maßnahmen verbinden. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit wurde allerdings weiterhin in Anlehnung an die mittelwaldartige Behandlung eine räumlich geordnete Schlageinteilung mit einem 12-jährigen Umlauf gefordert und auch viele Jahre praktiziert. Erst in den 1930er Jahren wurde dieses Relikt der Mittelwaldwirtschaft aufgegeben.

Es sei erwähnt, dass im Zuge dieser Umstellung der Bewirtschaftung die schon seit längerer Zeit nicht mehr ausgeübte Waldweide gänzlich untersagt und auch das Futterlaubstreifeln sowie das Streurechen grundsätzlich verboten wurden.


Die Durchsetzung des geregelten Plenterbetriebes

In der Folgezeit wurde der Überführung in strukturreicheren Hochwald konsequent nachgegangen und diese in mittelfristigen Betriebsplänen auch sehr eindeutig verankert.

Die Baumartenzusammensetzung war aufgrund der bislang betriebenen Mittelwaldwirtschaft anfänglich noch geprägt von einer relativ großen Artenvielfalt bei niedrigen Vorräten (110 bis 130 Vfm⁄ha). Aber bereits in Betriebsplänen um 1900 wird schon von Buchen-Plenterbeständen mit Einsprengungen von Esche, Ahorn und Eiche gesprochen. Offensichtlich ist, dass sich mit zunehmender Vorratsanreicherung die Buche immer mehr zur Hauptbaumart herausgebildet hat, was auch in der neueren Zeit dazu geführt hat, hauptsächlich von Buchen- Plenterwäldern zu sprechen. Trotzdem wurde dem Edellaubholz große Aufmerksamkeit gewidmet, und man kam zu der Erkenntnis, zur Erhaltung der übrigen Baumarten unbedingt "Freihiebe" zu führen.

Zur Schaffung eines optimalen Gefüges im Sinne von Plenterstrukturen wurde in der Überführungsphase immer wieder auf die Schonung des Unterwuchses hingewiesen. Bezeichnend ist auch, dass bereits früh auf die Qualitätsverbesserung des aufstockenden Bestandes aufmerksam gemacht wurde. Dieser sollte durch eine "horstweise Verteilung der Altersklassen", also eine Gruppenausformung insbesondere der jüngeren Wuchsklassen gekennzeichnet sein. Im Betriebsplan der Laubgenossenschaft Langula von 1912 wird hierzu festgehalten: "Die Schaffung der jüngsten Altersklasse in Gestalt von kleinen in sich geschlossenen Gruppen und Horsten bildet also das Hauptziel der zukünftigen Wirtschaft". Mit dieser Aussage wurde bereits der Grundstein für die heutige Behandlungs-konzeption der Laubholzplenterbestände gelegt. Anzumerken ist, dass unter den Begriffen "Gruppen und Horste" in damaliger Zeit kleinere Struktureinheiten verstanden wurden, als die heutige Definition der Forsteinrichtung.

In den 1930er Jahren erfolgte in den meisten Waldgenossenschaften mit der Neuerstellung der Betriebspläne die endgültige Umstellung auf den Plenterbetrieb. Unter Aufgabe der alten Schlageinteilung waren in kurzen Abständen (alle 3 Jahre) wiederkehrende bestandespflegliche Nutzungen durch Entnahme der hiebsreifen Althölzer und durch vorratspflegliche Maßnahmen im Stangen- und angehenden Baumholzstadium geplant. Die anfängliche Erziehung in "Gruppen und Horsten" unter Begünstigung des Edellaubholzes stand dabei weiterhin im Vordergrund. Dies umso mehr, da sich bis in diese Zeit hinein eine Vorratsanreicherung auf ca. 300 Vfm vollzogen hatte und eine Stufigkeit nur über einen differenzierten Lichtgenuss bei Abschöpfung des Zuwachses erreicht werden konnte.


Der heutige Bestandesaufbau (Struktur, Baumarten, Vorrat, Zuwachs)

Schon Forstleute früherer Zeit haben im Einvernehmen mit den Waldeigentümern sehr gewissenhaft die Prinzipien zum Aufbau und zur Erhaltung von Plenterstrukturen unter Berücksichtigung der Festlegungen in den Betriebsplänen beachtet. So wurde der seinerzeit ermittelte Zuwachs in Höhe von 2 bis 2,5 % vom Vorrat im Wesentlichen auch abgeschöpft, was zur Nachhaltigkeit des Gefüges beigetragen hat. Die wechselvolle Geschichte der Forstwirtschaft ist aber auch an den Plenterwäldern nicht spurlos vorübergegangen. Zwangsmaßnahmen in den Kriegs- und Nachkriegsjahren und andere nicht mehr nachvollziehbare Maßnahmen, aber auch biotische Einflüsse, wie die Buchenrindennekrose in den 1960er Jahren, haben Struktur und Vorrat verändert. So sind heute in sehr unterschiedlicher Weise plenter-, femel- oder gleichartige Strukturen mit wechselndem Anteil an Nachwuchs vorhanden. Geht man davon aus, dass im Plenterwald auf kleinster Fläche möglichst viele Durchmesserstufen nebeneinander auftreten sollen, so weichen die Laubholzplenterbestände des Forstamtes Mühlhausen oft von dieser Idealform ab. Allen Beständen gemein ist aber der Dauerwaldcharakter.

Dominierend ist in diesen sehr differenzierten Beständen die Rotbuche, die im Durchschnitt mit 82 % vertreten ist. Die sonstigen Laubbaumarten wie Esche, Ahorn, Linde und auch seltene Baumarten wie Elsbeere, Ulme und Vogelkirsche sind mit 14 % beigemischt. Die Eiche als Relikt der Mittelwaldwirtschaft kommt mit 4 % vor. Geringfügig ist Nadelholz eingesprengt. Die Anteile der einzelnen Baumarten wechseln bestandes- und eigentumsweise mitunter sehr beträchtlich. Nicht selten findet man vor allem in kleineren Genossenschaftswaldungen bis zu 50 % Edellaubholz- und Eichenanteile, was zu einer beachtlichen Werterhöhung beiträgt. Großflächig reine Buchenwälder mit nur geringer Beimischung sonstiger Laubbaumarten sind allerdings die Regel.

Die bestehenden langfristigen ertragskundlichen Versuchsflächen geben in Verbindung mit den aktuellen Betriebsinventuren einen guten Einblick in die Vorrats- und Zuwachsverhältnisse. So bewegt sich der gegenwärtige Vorrat auf einem sehr hohen Niveau. Durchschnittlich stocken 385 Vfm auf dem Hektar bei einem jährlichen Zuwachs von 8 bis 9 Vfm⁄ha. Die differenzierte, im Allgemeinen aber sehr verhaltene Abnutzung in den letzten 10 Jahren ist sicher der maßgebliche Grund für den beträchtlichen Anstieg gegenüber früheren Vorratsfeststellungen. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse der Auswertungen langfristiger Versuchsflächen in reinen Buchenplenterwäldern (Revier Lagula), dass es mit zunehmender Qualifizierung der Bestände durch Dichterwerden des Gefüges zu einer positiven Höhenkurvenverlagerung kommen kann, was ebenfalls zu einer Volumenanreicherung führt. Während in den fast reinen Buchenplenterwäldern ein relativ hoher Vorrat zumindest für einen überschaubaren Zeitraum noch toleriert werden kann, macht sich in Beständen mit lichtbedürftigeren Laubbaumarten bei der aktuellen Vorratslage Lichtmangel und damit einhergehend sehr bald ein Strukturverlust dieser Baumarten bemerkbar.




Buchenblätter in der Nahansicht






Buchen-Plenterwald im Frühjahr


Die waldbauliche Behandlung
Probleme und Lösungswege

Das Grundprinzip der waldbaulichen Behandlung kann in Kurzform folgendermaßen dargestellt werden. Jeder Eingriff ist Nutzungs-, Pflege- und Verjüngungshieb zugleich, wobei die Einstellung zur Verjüngung eher passiv ist. Der Hieb wird dabei grundsätzlich auf den stärksten Stamm geführt. Das schließt nicht aus, dass auch gleichzeitig ein pflegender Eingriff im Schwach- und Mittelholz erfolgt. In den entstandenen Lichtschächten soll die fast flächig vorhandene Verjüngungsreserve in einer seitlich geschützten Kleinflächen- schirmstellung trupp- und gruppenförmig emporwachsen. Die Trupps und Gruppen sind dann mit dem Erreichen des oberen Kronendaches nach und nach aufzulösen, wobei das Augenmerk auf die zuwachskräftigsten und qualitativ besten Bestandesglieder gelenkt wird. Beim Edellaubholz erfolgt die Auflösung aufgrund der höheren Lichtbedürftigkeit früher als bei der Buche. Die Hiebe erfolgen bei Optimalgefüge und -vorrat in 5-jähriger Wiederkehr. Pflegemaßnahmen im Nachwuchs werden nur verhalten durchgeführt, da durch die Halbschattenwirkung weitestgehend eine natürliche Differenzierung erfolgt. Gegebenenfalls beschränken sich die Maßnahmen auf den Aushieb von Sperrwüchsen und die Beseitigung von Schlagschäden.

Entscheidend für die waldbauliche Behandlung des Einzelbestandes ist der Vergleich der Zielinformationen über Struktur, Vorrat, Zuwachs und Anteil des sonstigen Laubholzes mit dem vorhandenen Zustand.


Struktur und Vorrat

Die Behandlungsrichtlinie von THÜRINGEN- FORST, welche sich neben Erfahrungen aus der hiesigen Region auch auf Ergebnisse von Gerold⁄Biehl (1992) stützt, sieht für derartige Bestockungen die in Tabelle 1 dargestellte prozentuale Stammzahl- und Volumenverteilung vor.


Tabelle 1:
Zielgemäße Stammzahl- und Volumenverteilung

Stärke-
klasse

BHD

Stamm-
zahl

Vorrat

Schwach-
holz

7 - 24,9 cm

60 - 70 %

10 - 15 %

Mittel-
holz

25 - 49,9 cm

20 - 30 %

40 - 45 %

Stark-
holz

über 50 cm

5 - 10 %

45 - 50 %



Die Übereinstimmung mit diesen Vorgaben kann der örtliche Wirtschafter beispielsweise mit den Gefügeziffern nach v. Gadow beurteilen. Da in neuere Einrichtungswerke aber auch zunehmend Elemente der Stichprobeninventur mit Aussagen zur Stammzahlverteilung über dem Durchmesser einfließen, können Vorgehensweisen auch aus dem Ver-lauf der Stammzahlverteilungskurve abgeleitet werden. Für eine entsprechende Nutzung in einem Bestand mit Optimalgefüge der Oberhöhenbonität 36 empfiehlt Gerold 5 % im Schwachholz, 20 % im Mittelholz und 75 % im Starkholz.

Da in enger Beziehung zur Struktur der Vorrat steht, liegt das wesentliche Problem zur Erhaltung bzw. zum Aufbau eines Plentergefüges im Laubholz in der optimalen Vorratshöhe und damit verbunden in der kontinuierlichen Zuwachsabschöpfung. Autoren früherer Jahre wie Matthes, Schilling und Landbeck favorisieren Vorräte von 200 bis 250 Vfm⁄ha. Auch Schütz nennt einen Vorrat von 220 Vfm⁄ha als Voraussetzung für ein Plentergleichgewicht. Langjährige Untersuchungen der TU Dresden an Beständen vor Ort (Revier Langula) und insbesondere o. g. Ergebnisse von Gerold⁄Biehl führen aber zu einem Optimalvorrat von 300 bis 360 Vfm⁄ha nach dem Hieb für bessere Bonitäten. Diese Ergebnisse wurden durch Gerold nochmals untermauert. Entsprechend finden sich in der Behandlungsrichtlinie von THÜRINGENFORST folgende Vorrats- empfehlungen für Buchenplenterbestände (Tabelle 2).


Tabelle 2:
Vorratsempfehlungen für Buchenplenterbestände

Standorte mit
Oberhöhen bis 26 m

180 - 240 Vfm⁄ha

Standorte mit
Oberhöhen von 26 - 32 m

240 - 300 Vfm⁄ha

Standorte mit
Oberhöhen von 32 - 38 m

300 - 360 Vfm⁄ha



Mit steigendem Edellaubholz sind diese Zielvorräte zu reduzieren, um dem Wuchsverhalten der lichtbedürftigeren Baumarten gerecht zu werden.
Im Forstamtsbereich Mühlhausen sind die o. g. Zielvorräte, wie bereits erwähnt, überwiegend überschritten. Hier gilt es gegenzusteuern und die vorhandenen Starkholzüberhänge abzubauen. Gegebenenfalls muss der Eingriff in kürzeren Abständen mit geringeren Entnahmen erfolgen, um plötzliche stärkere Auflichtungen zu vermeiden.





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Edellaubholzanteil

Für die Baumartenwahl (besonders im Hinblick auf das Edellaubholz) sollten neben den standortsbezogenen Baumartenvorschlägen der Landesforstverwaltung vor allem auch die Zielstellung des Waldeigentümers Beachtung finden. Dass der Wildfrage beim Edellaubholz eine große Bedeutung zukommt, soll in diesem Zusammenhang zur Vollständigkeit erwähnt werden. Eine langfristige Erhöhung des Edellaubbaumanteils verlangt dieser Zielstellung angepasste Rehwildbestände. Da der Weg zur Erhaltung bzw. Erhöhung eines bestimmten Edellaubholzanteils über den Nachwuchs führt, muss abweichend von den üblichen Gepflogenheiten der Plenterwirtschaft das Augenmerk auch auf die unteren Wuchsklassen (Nachwuchs) gerichtet werden. Sowohl die Größe der Lichtschächte, als auch ein teilweise notwendiges Nachlichten richten sich nach den Bedürfnissen der Edellaubholzverjüngung. Während für die Verjüngung der Buche bei Gewährleistung einer entsprechenden Qualität (Wipfelschäftigkeit, Feinastigkeit) Flächengrößen von 50 m² schon als ausreichend angesehen werden können, so liegt die Untergrenze z.B. beim Bergahorn bei ca. 80 m². Drößler empfiehlt für die Verjüngung des Edellaubholzes Lochhiebe von ca. 625 m². Darüber hinaus ist insbesondere beim Bergahorn in der Regel ein Nachlichten erforderlich. Während für die Buche die Entnahme eines Altbaumes als ausreichend angesehen wird, so sollten es für die Verjüngung des Edellaubholzes eher zwei Bäume sein. Entscheidend ist natürlich die Kronengröße des jeweiligen Baumes.




Buchenstamm mit altem Abteilungszeichen





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Qualität

Die Beachtung quantitativer Kriterien ist die eine Seite der Behandlungsstrategie für die Plenterbestände. Gleichfalls kommt es aber auch darauf an, eine hohe Qualität der zukünftigen Holzsortimente zu sichern. Gibt man zu bedenken, dass die heutigen Plenterbestände aus Mittelwald hervorgegangen sind und früher größtenteils der Brennholzerzeugung dienten, so ist verständlich, dass aufgrund der langen Produktionszeiträume immer noch Relikte minderer Qualität vorhanden sind, die sich in Grobastigkeit, Drehwuchs u. ä. äußern.
Auch der Rotkern ist zweifellos ein gravierendes Problem in den hiesigen Laubholzplenterwäldern. Als Ursachen für das jetzige Ausmaß kommen nicht zuletzt das Vorhandensein alter Rückeschäden aus Zeiten des unrühmlichen Sommereinschlages aber auch die teilweise Überalterung durch geringe Nutzung in Betracht. Es treten alle Variationen des Rotkerns bis hin zum ausgeprägten "schwarzen" Spritzkern auf. In den stärksten betroffenen Betrieben können aufgrund der Verkernung oftmals nur 5 % der Buchenstammhölzer in die Güteklasse B und besser eingestuft werden.
Für die zukünftige Qualität ist deshalb entscheidend, dass die Qualifizierung der Bestandesglieder in den Trupps und Gruppen möglichst schnell abgeschlossen wird und nach der Auflösung dieser Einheiten die für das Endstadium favorisierten Bäume durch zeitigen Lichtungszuwachs in kürzeren Produktionszeiträumen den angestrebten Zieldurchmesser von 60 cm erreichen. Der Problematik der Verkernung kann aus betriebswirtschaftlicher Sicht natürlich langfristig auch mit einer Erhöhung des Edellaubholzanteiles entgegengewirkt werden.





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Betriebswirtschaftliche und ökologische Gesichtspunkte

Die Laubholzplenterwaldungen im Forstamt Mühlhausen sind für die Waldeigentümer eine solide Einnahmequelle. Die Vorteile in betriebswirtschaftlicher Hinsicht liegen klar auf der Hand. Der Wegfall hoher Aufwendungen für Kulturbegründung und -sicherung, umfangreiche Forstschutz- und Pflegemaßnahmen bei kostenloser Nutzung der Naturkräfte ist überzeugend. Die Jahr für Jahr kontinuierlich anfallenden Holzerträge, besonders die Ernte von Starkholz, sichern den Waldbesitzern gute Erlöse. Diese liegen umso höher, je mehr Edellaubhölzer und übrige Baumarten im Buchengrundbestand vorhanden sind und vermarktet werden können. Ein Vergleich zwischen Betrieben mit reinen Buchenplenterbeständen und solchen mit Edellaubholzanteilen über 25 % (ebenso Eiche) zeigt im langjährigen Mittel einen bis zu 60 %igen Mehrerlös bezogen auf alle Sortimente bei gleicher Nutzungsintensität.
In ersteren Betrieben werden durchschnittlich 45 bis 50 €⁄fm erzielt, in letzteren 60 bis 70 €⁄fm (ohne MwSt.). Das entspricht bei einer durchschnittlichen Abnutzung von 6,6 Efm⁄a⁄ha (incl. NvD- und X-Holz) einem flächenbezogenen Holzerlös von jährlich 270 bis 300 €⁄ha bzw. 400 bis 450 €⁄ha. Es soll in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, dass sich besonders die wertvollen Edellaubhölzer auf der jährlich stattfindenden Versteigerung im Forstamt Mühlhausen großer Beliebtheit bei den Holz verarbeitenden Betrieben Deutschlands erfreuen. Dabei konnten Spitzenpreise von seinerzeit 12-13 TDM⁄fm für Bergahorn und Elsbeere erzielt werden.

Die Laubholzplenterwälder sind aber auch ökologisch wertvoll. Es sind naturnahe Bestände mit hohem Biotopwert, die zudem den Anforderungen des Klima-, Boden- und Wasserschutzes gerecht werden. Durch die langfristig gleich bleibende Struktur treten keine abrupten Änderungen der mikroklimatischen Bedingungen ein, was sich vorteilhaft vor allem auf die Verjüngung auswirkt. Nicht zuletzt wird durch die innere Stabilität aufgrund eines geringen Schlankheitsgrades (h⁄d-Wert) der Bäume ein weitest gehender Schutz vor größeren abiotischen Schäden gewährleistet. Das führt zu einer hohen Betriebssicherheit. So haben selbst orkanartige Stürme bisher keine gravierenden Einschnitte im Betriebsvollzug der Waldeigentümer gebracht.
Die Möglichkeiten der Laubholzplenterwirtschaft, ökologische und ökonomische Erfordernisse in Einklang zu bringen, sind vorbildlich, wobei Strukturvielfalt und Naturnähe der Plenterbestände nur über eine kontinuierliche fachgerechte Bewirtschaftung erhalten werden können.
Die nachhaltige Sicherung der über die Grenzen der Region hinaus bekannten und viel besuchten Wälder mit ihrem beeindruckenden Leistungspotential erfordert waldbauliches Fingerspitzengefühl, vor allem aber ein hohes Verantwortungsbewusstsein der Waldeigentümer.


 
 

Zusammenfassung

Im Forstamtsbereich Mühlhausen stocken auf größerer Fläche ungleichaltrige Buchen- und Buchenmischbestände, die als Beispiel einer echten Plenterung im Laubholz gelten.
Die Waldungen liegen größtenteils in der Hand altrechtlicher Waldgenossenschaften mit ideellen Anteilen, welche bereits über Jahrhunderte bestehen. Etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte die Umstellung von ungeregelter Plenterung und Mittelwaldbetrieb auf den Plenterbetrieb. Das Grundprinzip der waldbaulichen Behandlung liegt in der Einheit von Nutzungs-, Pflege- und Verjüngungshieb. Die trupp- und gruppenweise Behandlung wird bevorzugt. Der derzeitige durchschnittlichen Vorrat von 385 Vfm⁄ha birgt die Gefahr von Strukturverlusten.
Die Laubholzplenterwälder sind ökologisch wertvoll. Für die Waldeigentümer sind sie eine solide Einnahmequelle. Je nach Anteil sonstiger Laubbaumarten beträgt der jährliche durchschnittliche Holzerlös bei einer Abnutzung von im Mittel 6,6 Efm⁄a⁄ha 270 bis 400 €⁄ha und dies bei vergleichsweise geringen Erntekosten durch ein optimales Stück-Masse-Verhältnis.


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Zu den Autoren:

Hubertus Biehl war langjähriger Leiter der Oberförsterei Mühlhausen und von 1991 bis zum Jahr 2001 Leiter des Thüringer Forstamtes Mühlhausen,

FOR Dirk Fritzlar ist sein Nachfolger



 

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